Ich denke, also bin ich
von Simon Salzl aka TwinYawgmoth
Teil 1 - Tönerne Taufe
Kapitel 61: Faulendes
Nachdem der Meister neue Skelette belebt hat (er schafft dies dank des Ringes, ohne danach zu schwitzen!), und Kaschya - Kaschya! - mir für meine Voraussicht gedankt hat, finden wir in einer ganz anderen Ecke des Gefängnisses den Abgang in das dritte Untergeschoß des Klosters.
»Siehst du durch die Gitter die Treppe?«
»Ja, Kaschya. Hier sind wir richtig.«
»Ist aber sogar noch ein Kleinlabyrinth davor ... erinnerst du dich, was ich gerne mit dem Architekten machen würde?«
»Ja, hier sind ja auch genug Instrumente für diesen Zweck versammelt ... hättest du gerne die Streckbank oder diesen Todesring?«
Das lässt den Meister verstummen.
Als wir uns zwischen Gittern mit vielen Abzweigungen durchschlängeln, fällt mein Auge auf eine Statue, die in der Mitte einer Kreuzung steht.
Neugierig, wie ich bin, sehe ich sie mir genauer an. Ein kleiner Pfeiler trägt vier hässliche Fratzen, die in die vier Himmelsrichtungen sehen.
»Na, Golem, interessiert an der Dekoration?«
Auch der Meister ist näher getreten.
Kaschya kommt dazu.
»Weißt du ... so ein Ding habe ich ja noch nie gesehen ... «
»Du warst hier ja auch noch nie, oder, Kaschya?«
»Schon, aber diese Gargoyles passen doch gar nicht zum Rest der Architektur - und das Teil ist auch doch recht sauber, findest du nicht?«
Ich trete zurück, um mir die Statue genauer anzusehen. Da gibt eine Steinfliese unter meinem Fuß nach, und es klickt.
Pass auf!
Nur die Reflexe meiner Kampfpersönlichkeit und ein durch Ton Gottseidank auch nach hinten biegsamer Rücken retten mich vor einem Feuerball, der aus dem Steinmund des nächsten Gargoyle-Kopfes zischt. So versengt er mir immer noch die Brust.
Der Meister und Kaschya zucken zurück, als sie das sehen - und es klickt zweimal.
Sofort schießen meine Füße vor, weil sie einfach näher an den Menschen sind, und treten sie unsanft weg.
Gerade noch rechtzeitig, bevor auch aus den Mündern nahe ihnen Feuerbälle schießen.
»Verdammt, eine echte Todesfalle!«
Ja, diese Gargoyle-Falle gehört zerstört. Gut, dass ich harte Klauen habe. Ich bewege nur meinen Oberkörper, als ich mit meiner Hand aushole und so fest zuschlage, wie ich kann.
Ein kleiner Riss zeigt sich danach in dem Stein, während mein Arm wegen des Rückschlags schmerzt.
Aaah!
Nichtsdestoweniger schlage ich noch einmal zu, noch einmal, wieder. Und endlich zersplittern die Steinmäuler.
Dann gehen wir unbehelligt weiter in das dritte Untergeschoß, wieder ein wenig vorsichtiger.
Hier sind Geister, das wird mir schnell klar, als sich ein Schemen durch die Wand schiebt.
Aber der Verstärkte Schaden wird ihrer schnell Herr. Ein sehr versatiler Fluch.
Auch restliche Kämpfe sind absolute Routine - Gefallene, Geister, Todesclanleute, und keine Schleimer oder Missgestaltete mehr.
Bloß Blutpentagramme stören mich noch ein wenig. Ebenso wie andere ... Dekorationen.
Als wir in einen großen Raum treten, finden wir drei Leichen an einem Tisch, der noch voller Geschirr ist, auf dem Essen vor sich hin schimmelt.
»Es muss sie völlig unvorbereitet erwischt haben ... «
Das wird stimmen. Natürlich macht das den Meister nur wütender, wie er auch seine Bemerkung äußert.
Die Zellen sind interessanterweise immer häufiger voller Gegner - ein Gefängnis kann von beiden Seiten genutzt werden. Ihre dämonischen (klar) Schreie und das ständige Gestöhne zehrt aber irgendwie doch an den Nerven.
In einem großen Raum sind einige Skelette zusammengepfercht. An ihren Armen glühen verschiedenfarbige Kugeln.
Der Meister tritt ans Gitter.
»Na, bei mir sind die Arbeitsbedingungen doch besser, was?«
Da leuchten die zwei roten Kugeln, die die waffenlosen Händen des nächsten Skelettes umgeben, auf.
Sofort tritt der Meister zurück; er hat Vorsicht auf die harte Weise gelernt.
Darum schlägt der Feuerball, der von den beiden Kugeln ausgeht, auch in meine Brust, statt in seine.
Auch die anderen Skelette lassen plötzlich ihre Kugeln aufblitzen. Rote, wie ich sie schon bei dem ersten gesehen habe, Blaue, und von Blitzen Geformte.
Aus ihnen treten in eher langsamer Schussfolge Feuerbälle, Eisblitze und kleine Blitzkugeln, die langsam durch die Luft zucken, nicht wie die großen der Missgestalteten.
Da wir durch die Zellentür erst unter Sperrfeuer zu den Skelettmagiern laufen müssten, um sie im Nahkampf zu besiegen, oder ausweichen, um Kaschya die Arbeit machen zu lassen, rennen wir lieber davon - ist vernünftiger, wie Kaschya dem wütenden Meister vorschlägt.
Ich schließe derweil das Brandloch in meiner Brust mit Erde, die zwischen den Ritzen im Boden ist. Immerhin ist dies hier das unterste Stockwerk.
An Pfeilern vorbei gehen wir, klettern über Fässer - der Meister macht den Fehler, einem Skelett die Öffnung eines von ihnen zu befehlen, welches explodiert und Splitter durch den Raum jagt - und überall finden sich sogar kleine Schatzkisten.
»Was ist denn das hier, euere Lagerhalle oder was?«
»In der Tat. In einer richtigen Burg wie dieser ist der Platz immer knapp, was erwartest du, General?«
Auch die Schatzkisten können gemeine Fallen sein, das darf diesmal ich herausfinden ... sie schießen manchmal Feuerbälle, wenn man sie öffnet. Aber man hört ein Knarzen, wenn es gleich heiß hergeht.
So bleibt auch dieser letzte Teil unseres unterirdischen Umweges ein Spießrutenlauf zwischen Fallen und Gegnern, und wir sind Alle heilfroh, als Tageslicht am Ende einer langen Wendeltreppe das auch das Ende dieses Abschnittes ankündigt.
Im Inneren Kloster findet sich ein Wegpunkt - RalGulEld, Prinzip, ist seine Runenfolge, passend: Prinzipien wie Menschlichkeit und Mitleid mit den Toten zwingen uns, Andariel zu finden und zu töten, die für die Gräueltaten im Gefängnis und anderswo verantwortlich ist.
Erschöpft ziehen wir uns erst einmal ins Lager der Jägerinnen zurück, immer im Gedächtnis die imposant den Ausblick vom inneren Kloster dominierende Kathedrale, unter der die Katakomben liegen, wo unsere Feindin ihr Hauptquartier hat.
...
»Aber interessant waren diese Skelettmagier schon ... «
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