Ich denke, also bin ich
von Simon Salzl aka TwinYawgmoth
Teil 1 - Tönerne Taufe
Kapitel 14: der Auftrag
Jetzt sind alle ausgeschlafen - die Sonne steht hoch am Himmel, weil es ausnahmsweise nicht regnet - und der Meister geht zu Akaras Zelt.
»Einen wunderschönen guten Mittag, Akara! Wie geht es dir!«
»Noch besser als sonst, General. Brauchst du wieder Schriftrollen? Oder kann ich dir einen Stab anbieten? Mit Rabatt?«
»Ich glaub, das Geld würd immer noch nicht reichen. Eigentlich bin ich hier, weil ich wissen wollte, wo euer Kloster liegt. Soll keiner sagen, ich wäre faul...«
Dazu fügt er einen Seitenblick zu Kaschya ein, welche rot wird.
»...und ich hätte es ja auch von Kaschya erfahren können, aber sie meinte, du müsstest mir etwas sagen.«
Akara seufzt.
»Das stimmt. Kennst du die traurige Geschichte von Tristram?«
»Der Hauptstadt hier? Was ist denn passiert?«
»Lut Gholein ist doch ein Stück entfernt von Khanduras, was? Unterhalb Tristrams wurde Diablo vor nur einem Jahr von dem wohl größten Helden unserer Zeit besiegt...«
»...diesen Titel werde ich ihm klauen...«
»Wir werden sehen. Worauf ich hinauswollte ist, dass wir nach der Siegesfeier für den Helden, an der viele von uns teilnahmen, eigentlich wieder zurückkehren wollten in unser angestammtes Kloster, schließlich leben wir lieber etwas zurückgezogen. Aber kaum war unsere Delegation angekommen, brach Andariel aus dem Schlund der Hölle hervor und verjagte uns, wobei viele unserer Schwestern das Leben ließen...«
»Das weiß ich bereits. Ich war dabei.«
Kaschyas Gesicht wird wütend.
»Hör auf sie zu unterbrechen, über das Thema reden wir sowieso nicht gerne!«
»Danke, Kaschya. Ein Bote, der uns nach unserer Flucht erreichte, hatte uns mitzuteilen, dass auch in Tristram wieder Dämonen aufgetaucht seien. Was nach der jetzigen Situation gar nicht mal so ungewöhnlich, wenn auch trotzdem besorgniserregend ist. Das Problem ist, dass viele der wichtigsten Personen unseres Landes immer noch in Tristram waren, wie uns der Bote versicherte, als das Unheil zuschlug. Darunter auch, leider, der große Deckard Cain.«
»Sollte mir der Name etwas sagen? Und was ist mit dem Held? Ein paar Dämonen sollten doch kein Problem für ihn sein?«
»Eigentlich wären die sie wirklich kein Problem für ihn. Jedoch am Morgen des Tages, an dem die Höllenkreaturen in die Stadt einfielen, war kein Held in Sicht, den man um Hilfe bitten konnte...«
»Er ist also einfach verschwunden. Ein toller Held, das.«
Scheint dem Meister aber nicht so Unrecht zu sein. Tja, er will eben auch ein Held sein...ein besserer.
»Wie auch immer. In Anbetracht eurer Frage wisst ihr nicht, wer Deckard Cain ist. Er ist ein alter Magier, ein sehr weiser Mann, und man sagt sogar, er sei einer der Horadrim gewesen, bevor der Orden zerfiel.«
»Davon habe ich gehört. Sollen die Horadrim nicht alle beim Kampf gegen die drei großen Übel vernichtet worden sein?«
»Deckard lebt, und er ist eure größte Hoffnung, mit Andariel fertig zu werden. Das heißt, wenn er wirklich noch lebt. Ich bin mir aber dessen sicher; man sieht es ihm nicht an, aber er ist zäh wie eine Gargantua. Wenn einer eine Dämoneninvasion überlebt hat, dann er. Ihr müsst nach Tristram aufbrechen und ihn retten!«
»Dann halt Tristram. Ich hoffe, das liegt auf dem Weg?«
»Nicht im entferntesten. Tristram liegt fünf Tagesreisen von hier weg.«
»Bis dahin ist er sicher nicht mehr am Leben, immerhin ist schon eine Woche vergangen, seit ihr geflohen seit. Gibt es keinen schnelleren Weg nach Tristram?«
Die Augen des Meisters, die er ein wenig in den Himmel hebt, als er die Frage stellt, sollten mir etwas zeigen...
»Schlau gedacht, den gibt es tatsächlich. Aber es ist nicht ganz einfach, ihn zu benutzen...«
...und seine Reaktion auf Akaras Antwort - Enttäuschung - bekräftigt meinen Verdacht. Er hat eigentlich keine Lust, diesen Deckard zu retten. Er strafft sich jetzt aber.
»Egal, wenn dieser Deckard so toll ist, wie du sagst, dann brauche ich seine Unterstützung. Wie mache ich das?«
»Im Feld der Steine, das direkt hinter der Kalten Ebene liegt, wobei der Durchgang in Form einer Brücke nahe des Friedhofs liegt, befindet sich ein Kreis aus uralten Monolithen...«
»Endlich eine ordentliche Wegbeschreibung. Ich mach mich sofort auf den Weg.«
»Nicht so schnell, du Held! Das ist noch lange nicht alles!«
Irgendwie muss Kaschya sich dauernd einmischen. Na, soll sie doch...
»Kaschya, du weißt mehr darüber. Sag es ihm doch, während ihr reist. Es gilt, keine Zeit zu verlieren. Jede vergangene Minute könnte für Cain den Tod bedeuten!«
Mit dieser Verabschiedung Akaras machen wir uns auf den Weg.
In der Kalten Ebene per Wegpunkt angelangt, erzählt uns Kaschya, was wir noch zu tun haben. Es scheint, dass die Monolithen ein ausgeklügeltes Teleportersystem sind, genauso wie die erwähnten Wegpunkte und die Stadtportale. Nur leider, seit Wegpunkte jeden Ort des Landes miteinander verbinden, ist die komplizierte Benutzung von festen Portalen obligatorisch geworden - und sie ist so kompliziert, dass sie jeder vergessen hat, denn Wegpunkte gibt es auch schon sehr lange.
Glücklicherweise hat jemand daran gedacht, eine Gebrauchsanweisung zu hinterlassen - und hat dabei angenommen, dass die Steine ein viel zu unsicherer Platz sind, um so etwas wichtiges aufzubewahren. Mitten im Dunkelwald steht ein Baum, der so alt ist wie die Welt und der nie vom Alter gebeugt wurde. Ein Baum uralter Magie ist also so ungefähr das sicherste Versteck für einen magischen Gegenstand, und unter seinen Wurzeln ruht, sicher vor dem Altern, die Schriftrolle mit den Runen, die die Gebrauchsanweisung für die Monolithen darstellen. Noch besser ist, dass Akara sie entziffern kann. Was wir also als allererstes tun müssen, ist, zu diesem Hort der Magie zu gehen - zum Inifuss - Baum.
Nach dem Feld der Steine, nachdem wir durch eine finstere, monsterverseuchte Höhle gegangen sind, die nur als der 'Unterirdische Durchgang' bekannt ist - unter tausenden Tonnen Felsgestein in Form eines Gebirges.
Akara hat nichts davon gesagt, dass es einfach werden würde.
< < zurück zur Leseprobe Kapitel 10
Teil 1 komplett als *.pdf runterladen 680kB
Feedback jeglicher Form könnt Ihr via Mail über diese Adresse schicken.