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Ich denke, also bin ich

von Simon Salzl aka TwinYawgmoth

Teil 1 - Tönerne Taufe

Kapitel 18: Unterirdische Leistungen

Plötzlich erscheinen kleine orange Flämmchen über den Köpfen der Skelette und der beiden Menschen. Gleichzeitig fühle ich mich irgendwie anders ... weicher. Ich sehe meinen Arm an - er sieht aus wie immer. Aber als ich gegen die Wand schlage, fühle ich, wie sich der Ton löst. Das gedämpte Gefühl, das ich statt Schmerz empfinde, das aber trotzdem unangenehm ist, breitet sich von der Kontaktstelle aus - ich habe einen dicken braunen Schmierer auf der Wand hinterlassen, mein Arm hat eine tiefe Mulde. Warum verliere ich auf einmal so viel leichter Substanz? Ich sehe nach oben. Auch über mir schweben orange Flammen, kalt aber dauernd in Bewegung. Was -
Ein Pfeil zischt aus der Dunkelheit vor uns. Der Meister hebt schützend die Hände...
Zum Glück verfehlt ihn das Geschoss ... nicht ganz. Die Spitze streift seinen Arm, dessen Haut sogleich aufreißt und ein Blutstrom quillt aus der Wunde!
Auch er ist auf einmal viel verwundbarer geworden. Das muss mit den Flämmchen zu tun haben!
Keine Zeit zu denken - Zeit, zu kämpfen! Ich renne auf den Ursprung des Pfeils zu. Geistesgegenwärtig - ich werde besser beim Konzentrieren! - klatsche ich meine Hand auf den böse blutenden Schnitt im Arm des Meisters. Eine sofort härtende Tonschicht schließt den Blutfluss effizient ab. Gut, dass ich so schnell reagieren kann!
Jetzt sollte ich mich dem Kampf widmen! Ein gutes Dutzend Jägerinnen schält sich schemenhaft aus der Dunkelheit. Ich ramme mein Schwert der ersten in den Bauch. Wenn ich doch eine Möglichkeit hätte, sie zu verschonen ...
Konzentrieren...da ist der Gegner, töten, töten, töten ... ich hasse es, mich mit solchen Gedanken vor dem Abdriften schützen zu müssen. Kämpfen ist nicht heroisch, sondern bringt nur Leid und Schmerzen!
Drei Pfeile durchbohren mich - wörtlich. Meine Tonsubstanz ist wenig verwundbar für die Projektile, aber sie fliegen einfach durch mich hindurch - und nehmen große Klumpen meiner Substanz mit, da ich ja ziemlich aufgeweicht bin! Ein so beschwerter Pfeil schubst ein hinter mir stehendes Skelett glatt um.
Um so schneller muss ich die Gegner ausschalten! Und doch bei klarem Verstand bleiben, ausweichen - ich kann mich nicht auf meinen Körper verlassen, mein Geist ist meine beste Waffe!
Ich werfe mich nach vorne. Ein Pfeil von vorne durchbort eine meiner dämonischen Widersacherinnen. Wenn man böse wird, wird man wohl auch blöd ... kein Wunder, wer will schon denkende willenlose Untertanen? Passt ja gar nicht zusammen ... Ein Pfeil kommt von hinten und lässt mich beinahe hinfallen. Das tat beinahe wirklich weh!
Ich wirble herum. Hinter mir ist der Meister! Ich muss ihn beschützen ... wenn die zweite Gruppe aus dem Hinterhalt ihn nur noch nicht ...
Keine Gruppe, sondern Kaschya allein steht mit erhobenem Bogen da. Sie hat ihren vorherigen Vorschlag umgesetzt und durch mich hindurchgeschossen! Wie kann sie nur!

»Bleib doch stehen, du dummer Klumpen! Ich kann sie alle ausschalten, notfalls ohne diese Klappergestelle!«

Zwei weitere Pfeile landen in meinem Kopf. Das kann nicht so weiter gehen! Ich forme einen Tonklumpen in meiner Hand und werfe ihn auf Kaschya. Er trifft sie im Gesicht und verklebt ihre Augen. Sie schreit laut auf.
Das sollte sie lehren, sich mit mir anzulegen! Aber zurück zu unserem kleinen Problem ...
Die Skelette haben trotz weicher Knochen ganze Arbeit geleistet. Zwei von ihnen sind noch übrig, aber sieben Jägerinnen sind gefallen. Das heißt, das vier noch stehen. Ich stürme vor.
Konzentration ... welche ist die Anführerin? Große Gruppen wie diese haben einen Führer, der nicht wie die anderen aussieht, siehe Bischibosch ...
Da ist eine von ihnen, blaues Gesicht, stahlgraue Haare. Ganz hinten in der Bogenphalanx steht sie und feuert Pfeil um Pfeil in die Skelette. Eines erstarrt - diese Pfeile sind Eispfeile! Eine der Gegnerinnen zieht ihm einen Fuß unter dem Körper weg, es fällt hin und zerspringt zu Eis.
Ich werfe mich nach vorne, an den überraschten untergebenen Bogenschützinnen vorbei. Kurz bevor ich mich abrolle, sehe ich, wie die Führerin einen Pfeil anlegt ... ich verflache meinen weichen Ton, und er verfehlt mich ganz knapp. Als ich wieder auf den Beinen stehe, fühle ich, wie meine ursprüngliche Konsistenz zurückkehrt. Was immer der Grund für die Aufweichung war, er war von kurzer Dauer! Der nächste Pfeil landet in meiner Brust und bleibt dort wirkungslos stecken. Die Flämmchen sind auch weg.
Meine Gegnerin hebt eine Hand. Daran ist ein Fähnchen angebunden, das leise glüht.
Das werde ich mir nicht bieten lassen, was immer es ist! Ich schlage ihr die Hand ab, dann schnellt meine vor und bricht ihr das Genick!
Das Blau schwindet aus ihrem Gesicht und ein glühender Ring aus Magie fliegt von ihrer Körpermitte weg.
Ein Band aus eiskaltem Schmerz fährt durch meine Körpermitte. Mir wird so ... anders ...


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