Ich denke, also bin ich
von Simon Salzl aka TwinYawgmoth
Teil 1 - Tönerne Taufe
Kapitel 50: Sonnenangriff
»Hey, du Drecksklumpen, was machst du denn da?«
Ich zucke zusammen. Kaschyas Stimme ist ein Beweis dafür, dass ich sie sehen werde, wenn ich mich umdrehe ... tatsächlich. Ich führe zwei Finger zu meinen Augen und deute ins Blutmoor hinaus, dann deute ich zuerst auf die zwei Wachjägerinnen, dann auf mich.
»Aha, du willst uns also helfen ... solltest du nicht deinen Meister beschützen?«
Der ist hier sicher.
Sie hat Recht. Er muss sicher sein.
Ist er doch! Warum musste mich Kaschya auch unterbrechen, ich hätte gedacht, gleich die Antwort auf meine Frage zu bekommen, jetzt habe ich es wieder vergessen!
Mist. Aber Kaschya kann ich trotzdem antworten, sie konnte ja nichts dafür.
Ich schüttele den Kopf und ziehe einen Halbkreis in der Luft, der sie und die beiden Wächterinnen einschließt, um zu sagen, dass der Meister hier sicher ist.
Sie grinst.
»Ja, wir passen schon auf. Gut, dann kannst du dableiben.«
Sie nickt einer der Jägerinnen zu, die sich von dannen macht. Auch die andere wird von einer Begleiterin Kaschyas abgelöst, die ich noch nicht bemerkt hatte.
Lange schweigen wir. Dann fängt Kaschya wieder zu reden an.
»Du hast schon einen seltsamen Meister, was?«
Ich nicke, weil es stimmt. Natürlich ernte ich wieder Widerspruch von innen, aber ich ignoriere ihn ...
»Und so einer soll unsere letzte Hoffnung sein ... ich weiß ja nicht. Er ist zwar sogar kompetent im Kampf, und er weiß, wie man eine Armee führt, als wäre er tatsächlich ein General. Aber kaum überrascht er mich mit einer genialen Aktion wie in Tristram, kommt er im nächsten Moment wieder mit seiner unglaublich arroganten und egoistischen Art daher, so dass ich ihm fast den Schädel einschlagen möchte ... es ist, als hätte er zwei Persönlichkeiten.«
Ich zucke ein wenig zusammen. Ihm geht es wohl wie mir ... seltsam. Ist das ein übliches Problem? Nein, Kaschya findet es ja seltsam an ihm. Könnte er auf mich abfärben, weil ich sein Golem bin? Hat es einen anderen Grund? Seine Masken sind doch sehr unterschiedlich ... und ich weiß nicht wirklich, welche ER ist.
Ich zucke mit den Schultern. Zu auffällig darf ich meine Intelligenz Kaschya gegenüber nicht zeigen.
»Ja, für dich wird dein Meister wohl das Ein und Alles sein ... du hast es gut, dich kann es nicht stören, wenn er dich behandelt, als wärst du nicht da. Mich dagegen ... stört es schon. Es sollte mir egal sein, aber ich bin einfach zu empfindlich für so etwas.«
Oh, Kaschya, da sind wir uns ähnlicher, als du denkst.
Wieder schweigen wir lange, in die Ferne spähend, wo jetzt die Sonne aufgeht. Kaschya hält sich eine Hand vor die Augen, um nicht geblendet zu werden.
Mir macht das Sonnenlicht nichts aus, ich kann direkt hineinschauen.
Aber was ist das?
Schwarze Silhouetten vor dem Licht, das die Ebene überflutet, werden sichtbar. Was ...
Ich schaue genauer hin. Sie kommen näher!
Da erkenne ich den größten Umriss wieder. Es ist die typische Form eines Untiers, so breit als hoch, kein hervorspringender Kopf, der sich ja zwischen den Schultern befindet ... und es ist nicht allein. Meterlang ist die Reihe von Gegnern, die auf das Lager zumarschieren ... zurennen, mit der Sonne im Rücken. Verdammt!
Ich rüttele an Kaschyas Schulter, die, Hand über den Augen, die Situation noch nicht erfasst hat. Als sie ein »Was willst du denn ...« murmelt, bin ich schon auf den Weg nach draußen. Solange die Insassen des Lagers noch schlafen, und die Wächterinnen noch keinen Alarm gegeben haben, ist es in höchster Gefahr. Ich muss für eine Verzögerung sorgen.
Aber so bin ich nicht in der Nähe des Meisters!
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