Ich denke, also bin ich
von Simon Salzl aka TwinYawgmoth
Teil 1 - Tönerne Taufe
Kapitel 24: Schlächtergemetzel
Das erste Zusammentreffen der Schlacht um Tristram lässt hoffen, aber es ist noch lange nicht vorbei. Gerade jetzt treffen die Ziegendämonen mit den Hörnern ein, und ihre Keulen haben eine böse Reichweite. Griswold hat sich wohl verkrochen, aber man kann immer noch seine brüllende Stimme hören, die den Horden Befehle gibt. Kaschya schießt jetzt auf die Schamanen, da die Skelette, die sie bekämpfen sollten, wohl außer Sicht, auf der anderen Seite der Häuserzeilen, Ärger mit ein paar Dämonen bekommen haben, da Griswold ja genau hören konnte, was der Meister rief.
Gerade ducke ich mich unter dem Schwung einer breiten Klinge, als ein einzelnes Skelett zwischen zwei Häusern im hinteren Teil des Marktplatzes hervorbricht und einen der Schamanen sauber köpft.
Leider sind die anderen beiden nicht eben langsam, und unser Knochenkrieger zerplatzt in einem kleinen Splitterhagel aus glühenden Knochen.
Kaum kümmern unsere Gegner sich aber wieder darum, dass der Speerträger von vorhin - er war wohl doch ganz tot - wieder aufsteht, als aus der Leiche des ersten Schamanen ein Skelett emporsteigt.
Jetzt sehe ich den Meister, als ich mich rückwärts rolle, weil mich schon drei der klumpfüßigen Dämonen bedrängen; er scheucht das Skelett mit wilden Gesten in den offenen Eingang eines Hauses, in dem viele kleine Flämmchen brennen, die nie zu erlöschen scheinen.
Was will er damit bezwecken? Oh, das war knapp - aber eine meiner Hände nimmt die Keule doch noch mit.
Idee! Ich packe den Klumpen Ton, der, nunmehr von mir getrennt und leblos, langsam zu Boden fällt. Noch einmal ducken - und er landet genau im Gesicht des Angreifers.
Während er mit einer Hand, gutturale Laute absondernd, seine Augen abwischt, entreiße ich ihm die Stangenwaffe.
Keine Ahnung, wie man mit dem Ding umgeht - aber für ein bisschen Herumhauen reicht es. Das stumpfe Ende, das jetzt auf ihn zeigt, findet jedenfalls sofort sein Ziel in dessen Bauch - und weil ich nicht gerade ein Schwächling bin, kommt es auch hinten wieder heraus.
Einen idealen Schild bietet er! Ich schwinge seinen Kadaver hin und her, um die beiden anderen - stop, die drei anderen, die vier anderen! - fern zu halten.
Wieder richtet sich mein Blick auf das Kampfgeschehen. Noch immer sind die beiden Beinumklammerer mit ihren Felshandschellen neutralisiert. Der Speerjunge ist von dem Skelett, das immer noch am Boden liegt - sehr gut! gefällt worden, er muss es übersehen haben. Und bevor er wieder aufstehen kann, wird er kurzerhand selbst ein Skelett. Der Meister keucht schon etwas.
»Kaschya! Einen von den Kleinen weiter hinten!«
Und schon findet Kaschyas Pfeil sein Ziel in der Kehle eines Schlächters, der gerade von zwischen den Häusern heranrückt. Wie viele von denen sind bloß noch in der Stadt?
Dieser fällt um und wird sofort zum Skelett.
»Jetzt! Du aus dem Haus, auf den Schamanen links! Der neue, auf den Schamanen rechts! Macht ihn fertig, aber fix!«
Das also hat er damit bezweckt, ein Skelett warten zu lassen! Plötzlich müssen die Schamanen ihre Aufmerksamkeit aufteilen...
»Und ... Kaschya!«
Während sich beide Skelette auf denselben Schamanen stürzen - denn das eine Skelett hat ja in die entgegengesetzte Richtung gesehen als das andere, bezüglich der Beschwörer - findet Kaschyas nächster Pfeil, ein rot glühender, endlich sein Ziel bei dem zweiten der Wiederbeleber. Eines der Skelette überlebt, nachdem sie gemeinsam den letzten zerhackt haben.
Und auf einmal hören die verdammten Viecher mit dem Zurückkommen auf!
Durch den genialen Schachzug des Meisters müssen die Schlächter auf einmal viel vorsichtiger kämpfen.
Tatsächlich sickert auch der Strom aus den anderen Teilen der Stadt nur noch langsam ein und hört dann ganz auf. Jetzt sind etwa ein Dutzend Schlächter auf dem Platz, in der Mitte. Fünf der Bocksdämonen scharen sich um den sechsten, den ich aufgespießt habe. Langsam beginnt dieser, sich von der Keule zu lösen.
Noch ein paar Skelettkrieger schlurfen langsam heran. Griswold ist immer noch versteckt.
Auf unserer Seite stehen ich, im Kampf mit den Hornköpfen. Der Meister und Kaschya, noch unberührt vom Kampfgeschehen an sich. Kaschya schießt auf die Skelettkrieger, die zwar noch etwas länger zum Kommen brauchen, die aber stärker sind als Schlächter. Ein kaputtes, aber sich noch bewegendes Skelett in meiner Nähe.
Der Meister erschafft gerade ein Neues. Das, das den Kampf mit dem Schamanen überlebt hat, beginnt an den ihn umgebenden Schlächtern zu scheitern.
Das neue Skelett ist genau das, was ich brauche! Mit seiner Hilfe kann ich vielleicht meine eigene Gegnergruppe ausschalten!
Aber der Meister ruft es zu sich. Warum tut er das? Ich brauche es jetzt und hier!
Der Meister sagt etwas zu dem Skelett. Seine Stimme ist schwach. Verdammt, warum ...
Die Kugel einer Keule fährt zwischen meine Schultern. Ich erstarre; ich war unaufmerksam. Idiot! Aber Griswolds Fluch ist lange schon abgeklungen, gedankt sei Jedem, der es verdient.
Das ist noch lange nicht das Ende! Ich werde nicht wanken noch weichen, um den Meister zu beschützen.
Die nutzlose Waffe des ersten Gegners lasse ich fallen. Die Waffe hingegen, die noch in meinem Rücken steckt, ist alles andere als nutzlos.
Der Dämon grinst böse und versucht sie in mir drin zu drehen.
Was ihm gegen zähen Ton nicht gelingt. Als er sieht, dass ich danach reiche, will er sie herausziehen.
Klappt auch nicht. Ich packe die Holzstange. Zerbreche sie mit etwas Aufwand, weil der Winkel bescheuert ist. Das stachelüberzogenen Ende bleibt stecken, aber mit dem Griff, den er noch in der Hand hält, als gäbe es kein Morgen mehr, wirble ich ihn einfach um.
Für ihn gibt es kein Morgen, das stelle ich sicher.
Hinter ihm stehen aber vier weitere, und sie sehen wütend aus. Seeehr wütend. Ein wahrer Clan von den Hörnerköpfen scheint das zu sein; ein Todes - Clan, nach den tödlichen Dolchen, die aus ihren Blicken schießen zu scheinen.
Trotzig lasse ich meinen Fuß steinhart werden und zertrümmere den Kopf ihres Anführers, der mir den Keulenkopf in der Schulter verpasst hat.
Sie heulen auf! Wie ein Mann stürzen sie sich auf mich. Einer findet nur meine Faust, aber der Rest. Der Rest ...
Zwei reißen mich um. Wo ist der Dritte?
Ich schaffe es, das Übel an den Hörnern zu packen und einen weiteren zu töten, während aber die Klauen (warum haben Dämonen immer Klauen?) des Übrigen an meinem Tonfleisch reißen. Mir schwindet...
Und er wird von mir gerissen. Wer steht über mir? Der Meister, der ihn auch an den Hörnern gerissen hat (die sind aber auch wirklich unpraktisch) und seinen Stab jetzt quer über seine Kehle hält, mit beiden Händen gepackt und wie ein Berserker ziehend. Sein Gesicht wird rot, auf seiner Stirn steht Schweiß, aber egal, wie sehr der Dämon sich wehrt und wie viele Kratzer und tiefere Wunden die Klauen zufügen, der Meister lässt nicht locker, bis der Ziegenkopf schlaff wird. Auch dann löst sich sein Todesgriff erst langsam.
Der Meister schnauft.
»Weißt du, es macht keinen Spaß, dich zu retten ... immer muss ich selber was machen, und diese verdammten Untoten schert das einen Dreck! Wenn die nur ein Fünkchen Hirn hätten ... ach, lassen wir das. Kaschya! Sind jetzt endlich alle tot?«
< < zurück zur Leseprobe Kapitel 21
Teil 1 komplett als *.pdf runterladen 680kB
Feedback jeglicher Form könnt Ihr via Mail über diese Adresse schicken.