Ich denke, also bin ich
von Simon Salzl aka TwinYawgmoth
Teil 1 - Tönerne Taufe
Kapitel 35: Dämonen
Der Rest des Kampfes war leicht. Beraubt ihres Anführers und seiner Fähigkeit, seine Diener zu einem wahren Blutrausch anzustacheln, waren diese eine einfache Beute für zwei alte und ein neu beschworenes Skelett und Kaschyas Pfeile.
Ich für meinen Teil habe nichts weiter getan, als mehr oder weniger verzweifelt Erde aus dem Boden an mich zu reißen, bevor der Quasischmerz, der mich von Kopf bis Fuß überzogen hat, mich zum Aufgeben bringen konnte.
Ich bin mir sicher, hätte ich das Bewusstsein verloren, wieder aufgewacht wäre ich nicht.
Nun aber hat sich dieses höchst unangenehme Gefühl auf ein dumpfes Pochen beschränkt, das nur dort auftritt, wo ich die schlimmsten Treffer erhalten habe.
Der Meister ist wie üblich nach einem Kampf damit beschäftigt, die Leichen der Ziegendämonen nach Wertvollem zu durchsuchen; tatsächlich findet sich ein magischer Handschuh und sogar eine kleine Geldbörse, die den Dämon als ehemaligen Menschen ausweist; Kaschya bestätig meine Vermutung bezüglich dieses Phänomens, als sie es dem Meister erklärt: Dämonen sind stofflich gewordene Seelen, die, vormals verdammt in der Hölle, dem Bösen jetzt auf Erden dienen; denn das Tor der Unterwelt ist nicht mehr so geschlossen, wie es einmal war.
Eine weitere Folge des Durchziehens des vormaligen Helden von Tristram, der jetzt von Diablo selbst besessen scheint; auf seinem Pfad finden sich Tod und Zerstörung.
Die fleischliche Form unserer Gegner wird bald verschwunden sein; durch dämonische Kräfte erzeugte Materie erweist sich als instabil, sobald die beherrschende Seele nicht mehr regiert. Jedoch, diese ist unsterblich von ihrer Natur aus; sie wird wieder zurückfahren zur Hölle und so lange als Dämon, schwaches Abbild einstigen Lebens, immer wieder die Welt verwüsten, bis die Möglichkeit zur Wiedergeburt nicht mehr gegeben ist; und zwar durch das erneute Verbannen der großen Übel von dieser unseren Welt.
Es ist nur ein Glück, dass erst eines der großen Übel frei wandert, nämlich Diablo; wie Recht Deckard doch hat, dass wir ihn aufhalten müssen, bevor er seine Brüder befreit!
Endlich fühle ich mich wieder komplett, wieder bereit, gegen das Böse zu kämpfen und Dämonen wie diese hier zurück in ihre angestammten Abgründe zu verbannen.
Auch der Meister hat seine Untersuchung der Toten abgeschlossen; Kaschya hat lange schon die Ungeduld gepackt. Sie drängt zum Aufbruch. Der Meister hingegen ist so gelassen wie immer.
»Sorgen wir erstmal dafür, dass die Fleischberge hier nicht sinnlos verschwinden ...«
Mit diesen Worten erzeugt er zwei Skelette, was ihn wieder ins Schwitzen bringt.
Auf einmal fällt mir auf, warum ich mich bei dem Kampf so schwer getan habe. Der Meister war, durch das Beschwören des neuen Skelettes in Akaras Zelt, zu erschöpft, um die hier zerstörten in schneller Folge zu ersetzen!
Im Übrigen steht das verdammte Ding immer noch da, das einzige mit Schild.
Was fällt dem Meister eigentlich ein, uns alle - sogar Kaschya - derart in Gefahr zu bringen? In seiner Arroganz hat er das noch nicht einmal bemerkt!
Ich wünschte, ich könnte reden, um ihm einmal richtig meine Meinung zu sagen, dem Narr!
Diese innerliche Tirade hat irgendwie gut getan - eine Art Druck ist von mir gewichen, auch, wenn ich immer noch ziemlich verspannt bin.
Ärger? Interessant.
Apropos interessant, jetzt wundere ich mich doch. Wo sind die seltsamen Gedanken, welche immer aufgetaucht sind, als ich den Meister in Frage gestellt habe?
Ich fürchte, ich muss das Nachdenken darüber etwas verschieben, denn nun gehen wir wirklich weiter.
< < zurück zur Leseprobe Kapitel 24
Teil 1 komplett als *.pdf runterladen 680kB
Feedback jeglicher Form könnt Ihr via Mail über diese Adresse schicken.