D2library

Ich denke, also bin ich

von Simon Salzl aka TwinYawgmoth

Teil 1 - Tönerne Taufe

Kapitel 37: Lichtspiele

Am Fuße der Leiter ist ein kleiner quadratischer Raum, darin eine Treppe, der Stein gesplittert, vermodert, überwachsen. Dem Meister zufolge "stinkt es hier wie in den Eingeweiden eines Dämonen", was ich ohne Geruchssinn nicht unterschreiben kann.
Die Treppe lockt den Meister, er geht voran, ich und die Skelette müssen ihm folgen.
Ist das nicht eher unvorsichtig von ihm? Wer weiß, was in dem Turm für Gefahren schlummern. Wenn man das Gerücht über Schätze aus dem Buch glaubt, sollte man nicht auch das über seltsame Stimmen glauben?
Unten angekommen erstreckt sich ein langer Korridor in die Dunkelheit. Zum Glück hat der Meister eine Fackel dabei; nur, als er sie herauszieht, stellt er fest, dass er nichts dabeihat, um sie anzuzünden.

»Verdammt, wenn jetzt Kaschya und ihre Feuerpfeile hier wären ...«

Das Licht beschränkt sich auf den Eingangsbereich, schwach scheint die Sonne hinein. Der Meister scheint ratlos und doch starrt er sehnsüchtig den Korridor entlang.
Plötzlich spüre ich, wie es heller wird. Meine scharfen Augen sehen eine Fackel an der Wand weiter vorne schlagartig angehen. Noch eine, ein wenig näher. Noch eine.
Nun sieht auch der Meister, dass der Korridor nicht mehr so dunkel ist, wie er gerade noch war.

»Schau an, es hilft also doch, ein wenig zu warten...und ich dachte, das sich Augen nicht an die Dunkelheit anpassen ... so kann man sich irren. Jetzt aber los, Leute, wir haben schon zu lange gewartet. Die Schätze dieses Turmes warten nur auf mich!«

Die Fackeln selbst hat er aber nicht gesehen ... ich würde es ihm sagen, kann aber nicht! Es bleibt mir nur, ihm zu folgen. Er wird es verstehen, sobald er die Flammen sieht.
Jetzt bemerke ich erst, wie lang der Korridor doch wirklich ist - ein mit feuchtem, bemoosten Stein überzogener Schlauch, unterirdisch, in die Richtung führend, aus der wir oberirdisch gekommen sind. Die ganze Zeit waren wir über diesem Netzwerk aus Katakomben - denn es zweigen einige Passagen ab, jedoch in Dunkelheit gehüllt - und haben es nicht bemerkt. Irgendetwas hier drin lässt mich erschauern. Kälte kann es nicht sein, auch wenn der Atem des Meisters kleine Wölkchen erzeugt in der trockenen, aber staubigen Luft. Es ist etwas anderes.
Wir folgen dem Gang, in Richtung auf die Lichtquellen zu. Ich sehe mich um. In den Steinen der Decke sind Risse, an manchen Stellen liegen welche auf dem Boden, auch in der Wand fehlen oft ganze Partien.
Ich frage mich, wie lange dieses Gemäuer noch standhalten kann, bevor das ganze unterirdische Tunnelsystem einbricht.
Auf einmal bleibe ich stehen. Ich habe nach vorne gesehen, aber die Fackel, die uns am nächsten war, brennt nicht mehr.
Es bleibt aber gleich hell. Ich drehe mich um und sehe nach hinten.
Nahe des Eingangs brennt eine weitere, die vorher ganz sicher nicht an war.
Der Meister tritt neben mich.

»Was ist denn los? Du sollst mitkommen! Was schaust du da an?«

Er beugt sich vor.
Die Fackel geht aus. Sie ist zu weit weg für ihn zu sehen, das habe ich klar bemerkt. War es, bis er sie sich genauer angesehen hat.

»Schon Heimweh, oder was? Blödes Ding, das kannst du gar nicht haben. Komm jetzt!«

Was ist hier drin nur los? Fackeln gehen an und aus ... und der Meister bemerkt es nicht, und es sieht aus, als sei das so gewollt.
Aber von wem?


< < zurück zur Leseprobe Kapitel 35

weiter zu Kapitel 39 > >

Teil 1 komplett als *.pdf runterladen 680kB


Feedback jeglicher Form könnt Ihr via Mail über diese Adresse schicken.


Valid HTML 4.01 Transitional
Valid CSS 2.0

D2library

Counter Counter