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Ich denke, also bin ich

von Simon Salzl aka TwinYawgmoth

Teil 1 - Tönerne Taufe

Kapitel 39: Feuertod

Interessanterweise geht die Fackel vor uns nicht aus, die wir durch eine Türöffnung fast sehen können, obwohl der Meister sie auf diese Nähe sicher auch sehen kann.
Als wir durch die Tür gehen, sehen wir, dass es diesmal keine Fackeln sind, die hier insgesamt zwei Flammen produzieren.
Die Leiche einer Jägerin hängt brennend an einem Pfahl; nein, aufgespießt ist sie, kopflos und gehäutet. Nebenan brennen Knochen und der Rest ihres Kadavers, blutrotes Feuer in einem Ring aus farbbenennender Flüssigkeit.
Beides schwarzen, öligen Rauch produzierend; ich bin froh, nicht riechen zu können, als sich der Meister wegen dieses Rauchs von seinem Mittagessen trennt.
Als er sich wieder gefasst hat, befiehlt er mir, die Leiche abzunehmen und zu löschen. Ich tue, was er sagt, auch wenn das leichter gesagt als getan ist. Ich hülle sie schließlich in eine dünne Schicht aus Ton und schließe somit die Flammen ein, damit sie ersticken; den Ton hole ich zurück. Meine Seite hat sich auch beruhigt, als ich ein wenig Ton umverteilt habe; jetzt bin ich aber ein wenig kleiner.
Der Meister untersucht die Leiche, jetzt mit ruhigem Gesichtsausdruck. Akademisches Interesse? Seine Züge verhärten sich, als er sie umdreht.

»Keine Wunden! Verdammt, bei lebendigem Leib ... du darfst dich selbst an ihnen rächen!«

Grimmig erschafft er ein Skelett, dessen Kopf noch glüht von der Zeit in dem zweiten Feuer aus Körperteilen. Ein anderes zerfällt.
Wieder atmet er schwer - vier Skelette in kurzen Abständen, gar nicht übel - auch wenn ich diese Art der "Beisetzung" ein wenig pietätslos finde. Aber wer fragt mich denn.
Ein zweiter Körper liegt am Boden, festgenagelt dort mit langen Stangen durch Hände und Füße. Kein bisschen verwest, also frisch. Auch hier ist das Blut noch feucht.
Der Meister beugt sich darüber und sucht in den Taschen der Kleidung.

»Warum denn so feucht ...«

Als ich die Antwort erkenne, weiten sich meine Augen. Die Fackeln, die brennenden Haufen ... Feuer. Immer Feuer. Ich bin zu weit weg ... als ich noch kleiner werde, streckt sich meine Hand immer weiter aus, der Arm wird peitschendünn, schlingt sich um den Hals des Meisters. Ich sehe den Funken, als er ein überraschtes Gurgeln loslässt.
Zurückstolpernd, verlassen seine Hände den Kadaver, Sekundenbruchteile bevor die brennbare Flüssigkeit auf der Leiche in lodernde Flammen aufgeht.


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